Angespannt beweglich sein wollen?

Letzte Woche war für mich sehr interessant, denn fast alle Klienten erzählten mir sie willen beweglicher, flexibler und biegsamer sein. Dieser Wunsch ist völlig nachvollziehbar. Ich fragte sie WO sie den beweglicher sein wollen. Da wurde es schon spannend, denn die Antwort war bei fast allen ähnlich – Na überall!

Ich frage weiter: “Wo genau willst du dich besser bewegen können?” Mit großen Augen, großer Verwirrung im Gehirn wurde ich angeschaut. Meist kamen dann Antworten wie: im Rücken, bei den Schultern, beim Bücken, einfach bei allem. Alles Standardaussagen die wir einfach so raushauen, ohne uns wirklich Gedanken darüber zu machen was wir wirklich meinen oder wollen. Vielen von euch fällt es wahnsinnig schwer zu sagen wo sie beweglicher sein wollen, den der Zugang zu den einzelnen Körpergebieten ist nicht gegeben.

Also fragte ich noch mal weiter: WAS willst du besser können? So jetzt war komplettes Chaos in den Gedanken. In Worte konnte das kaum noch einer beschreiben. Ich ließ mir die Bewegungen zeigen, die sie meinten und meine Vermutung bestätigte sich. Alle wollten Bewegungen besser ausführen können, hatten aber eine völlig falsche Vorstellung mit welchen Muskel sie das überhaupt machen. Ich weiß nicht warum, aber das Beispiel einen Arm auf den Rücken und den zweiten über die Schulter nach hinten geben und sich an den Händen fassen können, war für alle so ein Paradebeispiel, was sie besser können wollen. Und alle glaubten sie brauchen dafür die Rückenmuskulatur, die Wirbelsäule muss beweglicher sein dafür oder vielleicht noch die Schultermuskulatur.

Aber probiere es aus! Damit du die Hand auf den Rücken legen kannst, brauchst du keine Schultermuskulatur, sondern die Armmuskulatur. Damit der andere Arm über den Kopf wandern kann, brauchst auch die Armmuskulatur, die Schultergürtelmuskulatur, den großen Rückenmuskel – ist nicht der Rückenstrecker, der neben der Wirbelsäule läuft und wir alle immer berühren, wenn wir von der Rückenmuskulatur sprechen. Der Sägezahnmuskel – dieser liegt seitlich an unserem Brustkorb und den großen Brustmuskel. Du kannst dir vorstellen welchen Gesichtsausdruck nun vorherrschend war. Wie soll ich soviel Muskeln auf einmal beweglicher machen können?
In erster Linie ist wichtig seine Gewohnheiten festzustellen. Wie bewege ich mich? Wie greife ich? Wie ist meine Körperhaltung? Und dann nach und nach durch immer wieder bewegen, mehr Elastizität und Flexibilität in die Muskelregion wieder bringen.

Ein weiterer spannender Aspekt war für mich auch, wie schwer es vielen fällt die Arme einfach locker neben dem Körper hängen zu lassen. Oder bei einer Drehbewegung fliegen zu lassen. Das ist eine große Challenge für so manchen. Aber versuche es, es ist so befreiend und deine Schultern werden es dir danken.

Ich habe dann auch meine Gewohnheiten durchgescannt und so einiges gefunden. Immer wieder erwische ich mich beim Liegen, dass ich Muskeln angespannt habe, die ich gerade gar nicht verwende. Ich lass sie dann bewusst locker und der plötzlich wegfallende angespannte Zustand in meinem Körper verblüfft mich jedes Mal wieder. Plötzlich mehr Energie zur Verfügung zu haben, sich lockerer fühlen, die Gedanken können wieder fließen, meine Atmung verändert sich. Und nur weil ich vielleicht im Liegen meine Gesäßmuskulatur losgelassen habe oder die Innenseite der Oberschenkel oder mein Becken nach hinten unten fallen hab lassen.

All diese Daueranspannungen machen etwas in unseren Qi Fluss. Es macht etwas mit unseren Gefühlen, mit der Wahrnehmung und wie wir unsere Herausforderungen des Tages verarbeiten und meistern können. Dazu erzähle ich euch im nächsten Beitrag mehr.

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